Gender variance im sibirischen Schamanismus

Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Geschichte - Asien, Note: 1,0, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Geschichtswissenschaft. Abteilung für Osteuropäische Geschichte), Veranstaltung: Sex and Drugs in 'Primitive Society'. Zur Bedeutung von Geschlechterrollen, sexueller Identität, Schamanismus und Rauschmitteln in indigenen Gesellschaften Sibiriens und Nordamerikas., Sprache: Deutsch, Abstract: Während sich in einem binären Gender-Rollen-System vorwiegend auf das biologische Geschlecht als Unterscheidungsmerkmal gestützt wird, stand bei den indigenen Völkern Nordamerikas und Sibiriens das gesellschaftliche Geschlecht im Vordergrund. In diesen Systemen multipler Geschlechter, die drei oder vier Gender aufwiesen, wurde das soziale Geschlecht definiert über die Rolle beziehungsweise das Aufgabenfeld, welches eine Person einnahm. Eine Konstruktion von mehr als nur zwei sozialen Geschlechtern und die Möglichkeit des Geschlechterrollenwechsels wird in der ethnologischen Literatur als gender variance bezeichnet. Aus diesem Grund lohnt es sich, sich in Anbetracht der Einordnung der eigenen Identität innerhalb einer 'Welt' mit einem rein binären Gender-Rollen-System mit einer davon ab-weichenden Sichtweise zu beschäftigen. In der Arbeit wird das Beispiel der sibirischen Völker im Nordosten Asiens, das Phänomen des 'Weibmanns' bei ?uk?en, Itel'menen und Korjaken und der Diskurs europäischer Gelehrter hierüber am Ende des 18. Jahrhunderts sowie zu Beginn des 20. Jahrhunderts diskutiert werden. Die Ethnologie forderte gerade zu Beginn des 20. Jahrhunderts von ihren Wissenschaftlern, sich ganz auf die fremde Kultur einzulassen. Die Frage ist jedoch, ob europäische Wissenschaftler, Reisende oder Abenteurer dazu überhaupt in der Lage waren, sich angesichts eines drei- oder gar viergliedrigen Gender-Systems aus ihren eigenen Denkmustern zu lösen. Falls ihnen dies gelang: Wie weit war ihnen dies möglich? Aus welchem Grund war es einigen nur teilweise möglich? Oder konnten sich manche ansonsten unvoreingenommene Forscher gar nicht auf solche sozialen Phänomene einlassen? Ist ein Unterschied zu früheren Expeditionen in der europäischen Rezeption erkennbar? Lässt sich das Erlebte und Wahrgenommene der europäischen Akteure mit dem Konstrukt der gender variance beschreiben?

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