Goethes "Die Leiden des jungen Werthers". Die Neuformulierung von christlicher Passion und Opfertod?

Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Georg-August-Universität Göttingen, Sprache: Deutsch, Abstract: "Die Leiden des jungen Werthers" ist eines der umstrittendsten Werke des jungen Goethes. Verschiendene Literaturwissenschaftler und Kritiker stellten sich die Frage, wie es in die anderen Werke Goethes einzuordnen sei und wie es zu interpretieren sei; zum Beispiel als Werk der Empfindsamkeit oder als Ausdruck einer allesübersteigenden Liebe zur Natur. Besonders von Seiten der Kirche wurde es scharf kritisiert. Demnach widerspreche der Werther allem, worauf ein guter Christ vertraue und an was ein guter Christ glaube. Wie passt diese Haltung zu dem, was die literarische Figur des Werthers über sich selbst sagt: "Ich ehre die Religion"? Und wie passt sie zu der vor allem durch Herbert Schöffler iniziierten und begründeten Meinung, der Briefroman beinhalte ganz offensichtlich Bezüge zur christlichen Religion und zur Bibel? Ja, nicht nur das, er sei sogar "als Leidens- und Sterbensbericht, als Passion" zu lesen. Stellt der Werther eine Neuformulierung der christlichen Passion und eine Überführung ihrer in einen weltlichen, irdischen Bereich dar? Oder wendet er sich gegen ebendiese und bezeichnet nur ein "des Fluchs würdige[s]" und für die Zwecke des Dichters passend gemachtes, von Sünde handelndes Zitat der biblischen Passion? Denn das ist Selbstmord in den Augen der Kirche des 18. Jahrhunderts und oft auch heute noch: Sünde. Was bedeutet der Selbstmord hingegen für den jungen Werther? Ist er mit dem Tod Christi vergleichbar? Diesen Fragen soll in der vorliegenden Seminararbeit nachgegangen werden. Dabei steht die Figur des Werthers und ihr Verhältnis zu Gott und Religion im Mittelpunkt. Außerdem wird zu untersuchen sein, inwiefern Parallelen zwischen Werther und Christus bestehen und ob sich Werthers Tod gar als "Opfertod" bezeichnen lässt. Eine zentrale Rolle spielt auch der geistesgeschichtliche Hintergrund und Goethes eigene Beziehung zu der christlichen Religion. Warum könnte er sein Werk auf diese Weise konzipiert haben und warum schlug es auf dem gesellschaftlichen Boden des 18. Jahrhunderts "ein wie eine Bombe"? Das Ziel dieser Arbeit ist insofern eine Untersuchung des Werthers nach der vorgestellten Fragestellung unter dem Titel "Goethes Werther ¿ Eine Neuformulierung von christlicher Passion und Opfertod?", in Form einer Zusammenschau der Forschungsliteratur, die es in zahlreicher Weise bereits auf diesem Gebiet gibt.