Hexenwahn und Teufelsglaube im Simplicissimus Teutsch

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Neuere Deutsche Literatur), Veranstaltung: Grimmelshausens 'Der abentheuerliche Simplicissimus Teutsch', Sprache: Deutsch, Abstract: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen war bereits zu Lebzeiten mit seinem 'Simplicissimus Teutsch' ein namhafter Schriftsteller, der, wie seiner Zeit üblich, dem Leser eine rational angelegte Einsicht in das Wesen von Gut und Böse gewähren wollte. So war die Intention des barocken Schriftstellers eng mit der Erkenntnisgewinnung des Lesers verbunden und lässt sich in Anlehnung an den Römer Horaz auf folgende Formel bringen: Prodesse et delectare. Literatur diente demnach nicht nur der Unterhaltung, sondern auch dem Nutzen. Zur Zeit des Barock, als der Dreißigjährige Krieg in vollem Gange war, lag der zu erzielende Nutzen meist in den sittlich religiösen Inhalten, die durch Übertreibung aller Dinge, die nicht ins damalige fromme Weltbild passte, als nonkonform darstellten und somit einen Gegenpol zur Religion schufen: den Aberglauben. Alles ,was nicht der Sitte, der Moral oder christlichen Vorstellungen entsprach, wurde als vom Teufel oder von Hexen geschaffen, dargestellt, und galt demnach als schlecht. Dagegen wurde alles, was in das christliche Weltbild passte, wurde für gut gehalten. Den damaligen Leser auf diesen in der Welt existierenden Dualismus aufmerksam zu machen, das war wohl die Intention des barocken Schriftstellers. Das mit dieser Arbeit angestrebte Erkenntnisinteresse liegt ergo in der Frage, inwieweit der Autor die Thematik des Aberglaubens in seinem Roman bearbeitet und welchen Nutzen diese für den damaligen Leser haben sollte. Um dieser Frage nachgehen zu können, scheint es erforderlich, zunächst ganz allgemein die Frömmigkeit und den Aberglauben in Form von Hexen- und Teufelsglauben zur Zeit des Barocks zu betrachten, um danach mit einem gewissen Grundwissen tiefer in das Werk einzudringen. Hierfür scheint es sinnvoll, zunächst die Frömmigkeitsbewegung innerhalb des Barock unter die Lupe zu nehmen und ausführlich auf Kirchenvater Augustinus und seine Lehre einzugehen, die den Barock bzw. das gesamte Mittelalter nachhaltig beeinflusste. Bevor wir schließlich ,in medias res' gehen, verdient aber noch die Einstellung Grimmelshausens zu diesem Thema Betrachtung, vor allem aber, wie diese in seinem Werk vertreten ist. Da sich nach sorgfältiger Stoffsammlung herausstellte, dass sich die Thematik des Aberglaubens besonders eindrücklich im zweiten Buch des Romans findet, werden schließlich im letzten Teil der Hausarbeit ausgewählte Textstellen zu diesem Thema dargestellt.

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