Homosexualität als mittelalterliches Tabu: Dargestellt an Chaucers Pardoner

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Anglistik - Literatur, Note: 1,7, Freie Universität Berlin (Englische Philologie), Veranstaltung: The Canterbury Tales, Sprache: Deutsch, Abstract: Stellen vielleicht die vom Pardoner vorgebrachten, detailgetreu und in akribischer Kausalität geschilderten eigenen Sünden in ihrer perfekten Grellheit ein Ablenkungsmanöver dar? Die Entrüstung heischenden Schilderungen seiner Habsucht, die keine Grenzen und Skrupel kennt - sie scheinen so bunt, so unzweifelhaft lasterhaft, dass sich die Vermutung aufdrängt, der Pardoner wolle eine ihm selbst und auch im mittelalterlichen Kirchenkontext schwerer wiegende Sünde verbergen. Vieles deutet dabei auf eine uneingestandene oder unterdrückte Homosexualität hin. Dies könnte auch Aufschluss darüber geben, warum der Erzähler im General Prologue ihn nicht einschätzen kann, auch, wenn er die Ambiguität des Pardoners geschlechtlich konnotiert. Die Verworfenheit des Pardoners manifestiert sich aber nicht durch der Sünde der Sodomie; die geradezu überzeichnete Darstellung seiner Habgier könnte derart gelesen werden, dass der Pardoner sich der Schwere seiner verschwiegenen Sünde derart bewusst ist, dass er ein literarisches Ablenkungsmanöver inszeniert.