Identitätskonstruktion durch Sprache und Literatur bei Elias Canetti

Magisterarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,7, Universität zu Köln (Institut für Deutsche Sprache und Literatur), Sprache: Deutsch, Abstract: Als theoretische Grundlage für die Untersuchung der Identitätskonstruktion Elias Canettis wird im ersten Teil der Identitätsbegriff ausführlich diskutiert. Mit einem Überblick über die Herkunft und Entwicklung des Begriffs bis zu seiner heutigen Nutzung werden die verschiedenen Bedeutungen aufgezeigt und der Rahmen abgesteckt, in dem sich die Betrachtung der Identität Canettis bewegt. Anschließend wird der enge Zusammenhang zwischen Sprache und Identität herausgearbeitet, der für Canettis Leben zentral ist und den Schwerpunkt dieser Arbeit bildet. Nach einem Exkurs über den Zusammenhang von Identität und Heimat werde ich die möglichen Folgen eines Heimat- und Sprachverlustes bezüglich der Identität diskutieren. Da Elias Canetti als Kind mehrmals das Land und die Sprache wechselt und außerdem als Erwachsener im englischen Exil lebt, ist die Frage nach den Auswirkungen solcher Brüche von wesentlicher Bedeutung für seine Identität. Im zweiten Teil wird unter intensivem Rückbezug auf die theoretische Basis die Identitätskonstruktion Canettis untersucht. Im Mittelpunkt stehen dabei sein besonderes Verhältnis zur Sprache im Allgemeinen sowie die Bedeutung der einzelnen Sprachen für ihn. Als wichtigste Sprache, in der er seine literarischen Werke verfasst, wird das Deutsche herausgehoben. Daneben werden außerdem Ladino bzw. Spanisch, Englisch und Französisch thematisiert. Anschließend folgt eine Betrachtung der Rolle, die Literatur in Canettis Leben spielt, und der Frage, welchen Einfluss sie auf seine Identität ausübt. Zunächst wird die Bedeutung des Gelesenen erörtert, die Verbindung zwischen Lesen und Erleben und die durch Bücher geprägten Beziehungen zu anderen Menschen. Außerdem werde ich untersuchen, inwiefern Canetti als Verfasser einer Autobiografie seine eigene Identität im Schreiben konstruiert. Abschließend wird im Hinblick auf die im ersten Teil angesprochene Frage nach den Auswirkungen von Migration und Exil Canettis Identität vor dem Hintergrund seiner kosmopolitischen (Sprach-)Geschichte diskutiert. Im Zentrum dessen steht sein Verhältnis zur deutschen Sprache während des Exils in England. Als Grundlage für die Untersuchungen in dieser Arbeit wird vor allem Canettis dreibändige Autobiografie dienen, in der er selbst seine Kindheit und Jugend sowie einen Teil seines Erwachsenenlebens beschreibt und damit seine Sicht der eigenen Identitätskonstruktion darstellt.