Kann Gewalt Transformation unaushaltbarer Scham sein? Überlegungen am Beispiel einer Grenzüberschreitung in einer Psychoanalyse

In dem Beitrag wird der Frage nachgegangen, ob ein Gewaltakt die Funktion haben kann, extreme, unaushaltbare Formen von Scham wie die der Existenzscham in moderate Formen von Schamerleben zu transformieren. Dazu wurde in einem Wechselspiel von theoretisch-psychoanalytischen Überlegungen zur Scham und Beschreibungen aus einer psychoanalytischen Behandlung ein Konzept entwickelt, das die Funktion eines einmaligen physischen Gewaltaktes einer Analysandin in ihrer Analyse im Rahmen ihrer gesamten Entwicklung beschreiben sollte. Danach spaltete die Analysandin mit ihrem Gewaltakt ihre Scham über ihre Existenz ab und identifizierte die Analytikerin damit projektiv. Sowohl die Abspaltung wie auch das beschreibende Gespräch über die Beschämung der Analytikerin durch die Gewalt ermöglichten der Analysandin eine neue Form von Schamgefühl zu erleben und zu zeigen. Es wird vermutet, dass die Abspaltung von Existenzscham eine wichtige Rolle für Gewaltakte in nahen Beziehungen spielt, z. B. bei der Entstehung häuslicher Gewalt. Durch die Einschüchterung der Opfer und ihr dadurch bedingtes Schweigen ergibt sich jedoch meist keine Chance auf eine Veränderung.

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