Konrad Adenauer und die Errichtung der kleinen Koalition
Autor: | Florian Bruckmann |
---|---|
EAN: | 9783638055963 |
eBook Format: | ePUB/PDF |
Sprache: | Deutsch |
Produktart: | eBook |
Veröffentlichungsdatum: | 30.05.2008 |
Kategorie: | |
Schlagworte: | adenauer bundesrepublik errichtung koalition konrad politischen regierung system |
12,99 €*
Versandkostenfrei
Die Verfügbarkeit wird nach ihrer Bestellung bei uns geprüft.
Bücher sind in der Regel innerhalb von 1-2 Werktagen abholbereit.
I.Einleitung
'Im Anfang war Adenauer - so lässt sich der Beginn der Bundesrepublik kurz kennzeichnen.' Mit diesem Satz begann der Historiker Arnulf Baring seine 1969 erschienene Studie über die Außenpolitik in Adenauers Kanzlerdemokratie. Auch Manfred Görtemaker benutzt diesen Ausspruch als Kapitelüberschrift in seinem 1999 erschienenen Buch 'Die Geschichte der Bundesrepublik,' um die herausragende Rolle Konrad Adenauers in der deutschen Nachkriegsgeschichte zu betonen. Tatsächlich finden sich bei der Lektüre der vielen Werke über die Gründungsjahre der Bundesrepublik zahlreiche Verweise auf die enge Verzahnung des politischen Wirkens Adenauers mit der Entstehung der deutschen Republik. Als ein prägendes Beispiel kann hierfür das 1981 erschienene Überblickswerk von Hans-Peter Schwarz, die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, genannt werden. Schwarz wählt als Titel für seinen 2. Band, der sich mit den Jahren 1949-1957 beschäftigt, 'die Ära Adenauer.' Diese Dominanz des ersten Bundeskanzlers in der Literatur von Politik und Geschichte veranlasste mich beim Lesen kritischer zu hinterfragen ob diese auch berechtigt ist. Der reiche Fundus an Werken um und über Adenauer, sowie historische Werke zur Gründung der Bundesrepublik, lassen mehrere relevante Fragen zu, die sich mit seinem tatsächlichen Verdienst um den Aufbau der Bundesrepublik auseinandersetzen. Eine kritische Sichtweise zu Adenauers historischen Position enthält Dominik Gepperts 2002 erschienenes Buch 'Die Ära Adenauer', in dem zu lesen ist: 'Baring und andere , welche die Rolle des ersten Bundeskanzlers und die Radikalität des politischen Neuanfangs in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg betonen, sind später kritisiert worden, ihre Interpretation sei allzu sehr auf die Person Konrad Adenauers fixiert und vernachlässige wichtige Kontinuitätslinien, welche die Bundesrepublik mit der deutschen 'Geschichte vor 1945 verbänden. Man verwies auf den Faktor der 'Volkskontinuität' (Lutz Niehammer) und den Umstand, dass nach 1945 das Leben der Deutschen nicht bei null begann, sondern dass zahlreiche Einstellungen, Vorurteile und Wertvorstellungen den Zusammenbruch überlebt hätten.' Geppert gibt den Kritikern recht, schränkt aber ein: 'Diese Einwände sind bedenkenswert, zumal wenn man wirtschafts-, sozial- und kulturhistorische, alltags- und mentalitätsgeschichtliche Entwicklungen in den Blick nimmt. Betrachtet man jedoch den engeren Bereich der Politik, so kommt man bis heute nicht an Barings Befund vorbei.'
Wie konnte es Adenauer gelingen, seine innerparteilichen Gegner, die vor und nach der Bundestagswahl für eine Große Koalition zusammen mit der SPD eintraten, zur Umkehr zu bewegen, beziehungsweise Sie von der Entscheidung zu isolieren? Eine Antwort versuche ich zu finden indem ich Adenauers Aufstieg innerhalb der eigenen Partei nachskizziere und besonders sein Vorgehen im August und September des Jahres 1949 untersuche. Anhand einer Reihe von Teilfragen werde ich klären, wer sein innerparteilicher Hauptgegner war? Wie Adenauer die gewünschte bürgerliche Koalition ohne Kenntnis der CDU/CSU Fraktion und seiner Partei, durch informelle Absprachen, durchsetzte? Und schließlich wie sein Hauptgegner, Adenauers Koalitionsplänen, die er schon lange vor dem 14. August verfolgt hatte, gefährlich wurde? Dazu begrenze ich den Untersuchungszeitraum auf Adenauers Vorgehen nach der Bundestagswahl vom 14. August 1949 bis zur Wahl Adenauers zum Bundeskanzler. Die herausragenden Ereignisse waren innerhalb dieses Zeitraums die am 20. August stattfindenden Frankfurter Gespräche und die Rhöndorfer Konferenz vom 21. August, welche Adenauer selbst für eine seiner wichtigsten politischen Leistungen hielt , sowie die Wahl Karl Arnolds zum Bundesratspräsidenten am 7. September. Damit grenze ich den Untersuchungsgegenstand auf die Situation der CDU/CSU ein und vermeide bewusst andere sicherlich ebenso bedeutende Aspekte Adenauers politischen Wirkens, so den direkten Konflikt mit Karl Schumacher und seiner Partei der SPD, die Durchsetzung von Theodor Heuss zum Bundespräsidenten und den geschickten Umgang mit den alliierten Besatzern. Methodisch folge ich dem empirisch-analytischen Ansatz zur Klärung der Fragestellung. Als Hauptquellen dienen mir die Werke von Henning Köhlers Adenauer Biographie, die unter den vielen die aktuellste und wohl neutralste ist. Einen umfangreichen Einblick in das Innenleben der Partei lieferten zwei Werke, dies gilt sowohl für A.R.L. Gurlands Studie über die CDU/CSU bis 1953, als auch für das Buch von Frank Bösch 'Die Adenauer-CDU.' Als überblick und Leitfaden diente mir Manfred Görtemakers 'Geschichte der Bundesrepublik. Dieses Werk stellt eine gut zu lesende Einführung in die jüngere Vergangenheit der deutschen Republik dar. Als unverzichtbar erwiesen sich die Aufsätze Rudolf Morseys, der überhaupt als erster die Bedeutung der Frankfurter Konferenz und die Folgen dieses informellen Treffens für die Rhöndorfer Konferenz am folgenden Tag untersuchte.
'Im Anfang war Adenauer - so lässt sich der Beginn der Bundesrepublik kurz kennzeichnen.' Mit diesem Satz begann der Historiker Arnulf Baring seine 1969 erschienene Studie über die Außenpolitik in Adenauers Kanzlerdemokratie. Auch Manfred Görtemaker benutzt diesen Ausspruch als Kapitelüberschrift in seinem 1999 erschienenen Buch 'Die Geschichte der Bundesrepublik,' um die herausragende Rolle Konrad Adenauers in der deutschen Nachkriegsgeschichte zu betonen. Tatsächlich finden sich bei der Lektüre der vielen Werke über die Gründungsjahre der Bundesrepublik zahlreiche Verweise auf die enge Verzahnung des politischen Wirkens Adenauers mit der Entstehung der deutschen Republik. Als ein prägendes Beispiel kann hierfür das 1981 erschienene Überblickswerk von Hans-Peter Schwarz, die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, genannt werden. Schwarz wählt als Titel für seinen 2. Band, der sich mit den Jahren 1949-1957 beschäftigt, 'die Ära Adenauer.' Diese Dominanz des ersten Bundeskanzlers in der Literatur von Politik und Geschichte veranlasste mich beim Lesen kritischer zu hinterfragen ob diese auch berechtigt ist. Der reiche Fundus an Werken um und über Adenauer, sowie historische Werke zur Gründung der Bundesrepublik, lassen mehrere relevante Fragen zu, die sich mit seinem tatsächlichen Verdienst um den Aufbau der Bundesrepublik auseinandersetzen. Eine kritische Sichtweise zu Adenauers historischen Position enthält Dominik Gepperts 2002 erschienenes Buch 'Die Ära Adenauer', in dem zu lesen ist: 'Baring und andere , welche die Rolle des ersten Bundeskanzlers und die Radikalität des politischen Neuanfangs in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg betonen, sind später kritisiert worden, ihre Interpretation sei allzu sehr auf die Person Konrad Adenauers fixiert und vernachlässige wichtige Kontinuitätslinien, welche die Bundesrepublik mit der deutschen 'Geschichte vor 1945 verbänden. Man verwies auf den Faktor der 'Volkskontinuität' (Lutz Niehammer) und den Umstand, dass nach 1945 das Leben der Deutschen nicht bei null begann, sondern dass zahlreiche Einstellungen, Vorurteile und Wertvorstellungen den Zusammenbruch überlebt hätten.' Geppert gibt den Kritikern recht, schränkt aber ein: 'Diese Einwände sind bedenkenswert, zumal wenn man wirtschafts-, sozial- und kulturhistorische, alltags- und mentalitätsgeschichtliche Entwicklungen in den Blick nimmt. Betrachtet man jedoch den engeren Bereich der Politik, so kommt man bis heute nicht an Barings Befund vorbei.'
Wie konnte es Adenauer gelingen, seine innerparteilichen Gegner, die vor und nach der Bundestagswahl für eine Große Koalition zusammen mit der SPD eintraten, zur Umkehr zu bewegen, beziehungsweise Sie von der Entscheidung zu isolieren? Eine Antwort versuche ich zu finden indem ich Adenauers Aufstieg innerhalb der eigenen Partei nachskizziere und besonders sein Vorgehen im August und September des Jahres 1949 untersuche. Anhand einer Reihe von Teilfragen werde ich klären, wer sein innerparteilicher Hauptgegner war? Wie Adenauer die gewünschte bürgerliche Koalition ohne Kenntnis der CDU/CSU Fraktion und seiner Partei, durch informelle Absprachen, durchsetzte? Und schließlich wie sein Hauptgegner, Adenauers Koalitionsplänen, die er schon lange vor dem 14. August verfolgt hatte, gefährlich wurde? Dazu begrenze ich den Untersuchungszeitraum auf Adenauers Vorgehen nach der Bundestagswahl vom 14. August 1949 bis zur Wahl Adenauers zum Bundeskanzler. Die herausragenden Ereignisse waren innerhalb dieses Zeitraums die am 20. August stattfindenden Frankfurter Gespräche und die Rhöndorfer Konferenz vom 21. August, welche Adenauer selbst für eine seiner wichtigsten politischen Leistungen hielt , sowie die Wahl Karl Arnolds zum Bundesratspräsidenten am 7. September. Damit grenze ich den Untersuchungsgegenstand auf die Situation der CDU/CSU ein und vermeide bewusst andere sicherlich ebenso bedeutende Aspekte Adenauers politischen Wirkens, so den direkten Konflikt mit Karl Schumacher und seiner Partei der SPD, die Durchsetzung von Theodor Heuss zum Bundespräsidenten und den geschickten Umgang mit den alliierten Besatzern. Methodisch folge ich dem empirisch-analytischen Ansatz zur Klärung der Fragestellung. Als Hauptquellen dienen mir die Werke von Henning Köhlers Adenauer Biographie, die unter den vielen die aktuellste und wohl neutralste ist. Einen umfangreichen Einblick in das Innenleben der Partei lieferten zwei Werke, dies gilt sowohl für A.R.L. Gurlands Studie über die CDU/CSU bis 1953, als auch für das Buch von Frank Bösch 'Die Adenauer-CDU.' Als überblick und Leitfaden diente mir Manfred Görtemakers 'Geschichte der Bundesrepublik. Dieses Werk stellt eine gut zu lesende Einführung in die jüngere Vergangenheit der deutschen Republik dar. Als unverzichtbar erwiesen sich die Aufsätze Rudolf Morseys, der überhaupt als erster die Bedeutung der Frankfurter Konferenz und die Folgen dieses informellen Treffens für die Rhöndorfer Konferenz am folgenden Tag untersuchte.