Kritik des radikalen Pluralismus

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Philosophie - Theoretische (Erkenntnis, Wissenschaft, Logik, Sprache), , Sprache: Deutsch, Abstract: Ein grundlegendes Merkmal der Philosophie der Gegenwart besteht in der Annahme, dass es Theorien gibt, die gleich kohärent, aber unversöhnlich sind, die jedoch gleich gut zu unseren Erfahrungsüberzeugungen passen. Auf der anderen Seite aber verbirgt sich hinter dieser sehr zuversichtlichen Aussage bzw. Feststellung eine 'Gefahr', die sich als eine 'Herausforderung des Pluralismus' begreifen lässt und die ich wie folgt beschreiben möchte: In unserer Gegenwart ist der menschliche Verstand in einer 'kümmerlichen' Situation insofern und insoweit die Maxime der Einheit und die der Vielheit im Sinne von Spezifikation und des Rechts auf Differenz in ihrer lebendigen Wechselwirkung nicht bzw. bedingt nachzuweisen sind. Mit dem begründeten Verzicht auf den Absolutismus und auf den Einheitswahn, praktisch begünstigt durch die Annahme, dass es keine allgemeingültige Religion und Moral gibt, und zwar als Folge des Säkularisationsprozesses und des Endes der Metaphysik, wurde aber auch auf die Idee der Einheit verzichtet. Das Prinzip der Heterogenität gewinnt mit zunehmendem Verlust der Mitte als Folge des Endes von großen Metaerzählungen und des Abschiedes vom Absoluten zunehmend die Oberhand. In der modernen Gesellschaft wurde der Einheitswahn durch den 'postmodernen' Vielheitwahn ersetzt, also durch eine neue Form des Relativismus. Der Relativismus wird zwar durch den Rechtsstaat positiv-rechtlich begrenzt, aber in philosophischer (erkenntnistheoretischer) und kultureller Hinsicht wird das Prinzip der Vielfalt hypostasiert, so dass die Idee der Einheit zunehmend aufgegeben wird und abhanden kommt. Sowohl der Relativismus als auch der Absolutismus (Fundamentalismus) lassen sich als Folge bzw. Ausdruck des dichotomischen Denkens interpretieren: Der Absolutismus hypostasiert die Maxime der Einheit und gibt so die Vielheit zugunsten der Einheit auf. Der Relativismus hingegen hypostasiert die Maxime der Heterogenität oder der Vielheit und gibt so die Einheit zugunsten der Vielheit auf. Der Absolutismus ist dem Einheitswahn verfallen und der Relativismus dem Vielheitswahn. Der Absolutismus (in theoretischer und praktischer Hinsicht) führt zur 'Vernichtung des Pluralismus' (Feyerabend) und der Relativismus zur 'Vernichtung der Einheit'. Was aber ist unter 'Relativismus' im Unterschied zum Pluralismus genauer zu verstehen? Was sind die Kennzeichen des 'postmodernen Relativismus'? Was spricht gegen den Relativismus? Im Zentrum der vorliegenden Studie stehen diese Fragen.

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