Menschen mit Lernbehinderung zwischen behindert sein, behindert gemacht und behindert werden

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,5, Duale Hochschule Gera-Eisenach (ehem. Berufsakademie Thüringen in Eisenach), Sprache: Deutsch, Abstract: Im Laufe der Arbeit wird diese entscheidende Fragestellung beantwortet: Sind Lernbehinderungen in erster Linie als von der Natur gegeben oder aber eher als sozial konstruiert anzusehen? Um dieser Frage tiefgreifend nachgehen zu können, wird das Thema aus den Blickwinkeln dreier wissenschaftlicher Disziplinen betrachtet. Dabei wird eine Disziplin auf der anderen aufbauen, um letzten Endes ein möglichst klares und umfassendes Gesamtbild zu erhalten. Zunächst beschäftigt sich der Autor mit der Ansicht, dass Menschen mit Lernbehinderung auf Grund ihrer genetischen Dispositionen und kognitiven Voraussetzungen behindert sind. Diese medizinische Perspektive wird sich vor allem an den Klassifikationssystemen der ICD-10 sowie der DSM-V orientieren, welche auch erste genauere Definitionen zum Begriff Lernbehinderung sowie zu den Störungsbildern, die unter ihm subsumiert werden, liefern werden. Des Weiteren soll hier auch die Definition des Begriffes Behinderung, wie sie im SGB IX verwendet wird, thematisiert werden, da auch sie dem medizinischen Modell folgt und somit Einfluss auf die gesellschaftliche Wahrnehmung einer Behinderung sowie eines Menschen, der durch die Diagnose Behinderung etikettiert ist, hat. Hieran anschließend wird die entwicklungspsychologische Perspektive betrachtet. Es soll dabei herausgefunden werden, inwieweit eine Behinderung, beispielsweise durch die Umstände des Aufwachsens, die familiale Situation und etwaige Störungen im Bindungsverhalten zwischen Eltern und Kind gemacht bzw. entwickelt worden ist. Urie Bronfenbrenners ¿Ökologische Systemtheorie der Entwicklung¿ dient hierbei als wissenschaftliche Grundlage. Die umfangreichste Erforschung erfährt die soziologische Perspektive, anhand derer unter-sucht werden soll, ob eine gewisse Gruppe von Menschen derart stark behindert wird, dass eine Lernbehinderung als Konsequenz gesellschaftlicher Vorgänge resultiert. Als theoretische Grundlage werden hier zunächst Pierre Bourdieus Theorien der Klassen, des Kapitals sowie des Habitus skizziert. Im Anschluss an die Einzelbetrachtung der drei Perspektiven sollen diese dann in ihrem Zu-sammenspiel besprochen werden, um zu sehen, welche Faktoren den größten Anteil an der Entwicklung einer Lernbehinderung haben und welche relevanten Zusammenhänge sich ergeben. Abgerundet wird diese Arbeit durch einen biografischen Forschungsteil, um die bis dahin gesammelten Ergebnisse überprüfen und evaluieren zu können