Parasoziale Interaktion

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Theorien, Modelle, Begriffe, Note: 1,0, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Medien- und Kommunikationswissenschaft), Veranstaltung: Soziale Wahrnehmung und Medien, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Begriff 'parasoziale Interaktion' wurde von den amerikanischen Psychiatern Donald Horton und Richard R. Wohl geprägt. Horton und Wohl untersuchten in den 50er Jahren den Umgang des Rezipienten mit den sich rasch verbreitenden Massenmedien Radio, Fernsehen und Kino. Wichtig war ihnen dabei vor allem die Frage, welche psychischen Prozesse bei der Rezeption ablaufen. In ihrem 1956 veröffentlichten Aufsatz ,,Mass communication and parasocial interaction: Observation on intimacy at a distance' (Horton/Wohl, 1956), beschreiben sie das Phänomen, das Zuschauer gegenüber den Personen auf dem Bildschirm in ähnlicher Weise reagieren, wie in zwischenmenschlichen Interaktionsprozessen: Sie verhalten sich so, als ob sie von ihnen persönlich angesprochen seien. Diese simulierte Interaktion nennen sie 'parasoziale Interaktion'. Mit diesem Konzept lehnten Horton und Wohl die damals verbreitete Vorstellung von Zuhörern bzw. Zuschauern als passive Beobachter des Geschehens ab und verwarfen Rezeptionsmodelle, die die Massenmedien in Analogie zu Träumen und Phantasien interpretieren. 1957 folgte eine Arbeit von Horton und Strauss, in welcher die anfängliche Idee weiter entwickelt und präzisiert wurde. Dennoch blieben einige Aspekte des ursprünglichen Konzepts unklar, was leider dazu führte, daß dieses Konzept in der Vergangenheit häufig mißverstanden wurde und lange Zeit ein 'Schattendasein' in der Kommunikationswissenschaft führte (Mikos, 1996, S. 97). Die geringe Beachtung, die dieses Konzept in der Kommunikationswissenschaft erfuhr, kann zudem darauf zurückgeführt werden, daß sich die Forschung zur interpersonalen Kommunikation und die Massenkommunikationsforschung zunächst als zwei mehr oder weniger voneinander getrennte Disziplinen mit unterschiedlich theoretischen Hintergründen und Forschungsschwerpunkten entwickelt haben (Frey, 1996, S. 145). Nachdem aber die Massenkommunikationsforschung sich Jahrzehnte vordergründig mit der Frage beschäftigt hatte, ob Medien Einstellungs- und somit auch Verhaltensänderungen bewirken könnten, rückte in den letzten Jahren immer mehr die Frage in den Vordergrund, wie die Zuschauer mit dem Fernsehen umgehen und welche psychischen, sozialen und emotionalen Prozesse bei der Rezeption ablaufen. [...]

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