Relevanztheorie und die Gesagt/Implikatiert Unterscheidung

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Sprachwissenschaft / Sprachforschung (fachübergreifend), Note: 1,3, Universität Potsdam (Institut für Linguistik), Veranstaltung: Sprachverarbeitung: Präsupposition, Implikaturen und Polarität, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Relevanztheorie (RT) leitet sich aus dem Kooperationsprinzip und den Konversationsmaximen von Grice ab. (1) Kooperationsprinzip (Grice, 1975): Die Beteiligten gestalten ihre Äußerung so, wie es zum Erreichen des Zwecks des Kommunikationsaktes erforderlich ist. Demnach muss ein Sprecher darauf vertrauen können, dass sein Zuhörer die richtigen Schlussfolgerungen aus seiner Äußerung zieht. Durch die Maxime der Quantität (Sei so informativ wie nötig und möglich!), Qualität (Sage nichts Falsches!), Relevanz (Sei relevant!) und Modalität (Sei klar!) wird dies möglich. Sperber und Wilson haben Grice' Theorie weiterentwickelt. Sie nehmen an, dass von den vier Konversationsmaximen nur die Maxime der Relevanz nötig sei, damit Sprecher und Hörer ihr gemeinsames Ziel in der Kommunikation erreichen. Ihr Relevanzprinzip besagt, dass sich jeder Akt der ostensiven Kommunikation mit der Annahme der eigenen optimalen Relevanz vollzieht. Anders als bei Grice werden Äußerungen nicht als Kode, sondern als ostensiver Stimulus gesehen, der beim Hörer einen pragmatischen Folgerungsprozess auslöst, der durch die Erwartung an die optimale Relevanz gesteuert wird. Die unterschiedlichen Annahmen von Grice und Sperber und Wilson führen auch zu unterschiedlichen Ansichten in Bezug auf den kommunikativen Gehalt von Äußerungen und auf das, was gesagt oder gemeint ist. In den folgenden Abschnitten werde ich in Anlehnung an den Text Relevance Theory and the Saying/Implicating Distinction von Robyn Carston auf diese Unterschiede näher eingehen. Für die RT sind zwei Unterscheidungen wichtig. Zum einen der Unterschied zwischen der linguistisch entschlüsselten und der pragmatisch gefolgerten Bedeutung, der als Semantik/Pragmatik-Unterscheidung betrachtet werden kann. Die semantische Repräsentation dient als Input für den pragmatischen Prozessor, der durch ostensive Stimuli ausgelöst wird. Der linguistische Prozessor nutzt einen Kode in Form einer natürlichen Sprache, der pragmatische tut dies nicht. Die zweite Unterscheidung ist die zwischen Explikatur und Implikatur, welche nach Sperber und Wilson (1986) folgendermaßen definiert sind.