Tolkiens Mittelerde und die Eddas der altnordischen Überlieferung

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Skandinavistik, Note: 1,8, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Institut für Fennistik und Skandinavistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Magie, Fabelwesen und mystische Welten: Das Genre der Fantasy erfreut sich heutzutage in allen kulturellen Bereichen großer Beliebtheit, von Kinofilmen und TV-Serien bis hin zu Großveranstaltungen und Festivals. Kern und Ursprung dieses Genres bildet jedoch nach wie vor die Literatur, welche auch die gängige Unterscheidung in ¿High¿ und ¿Low¿ Fantasy hervorbrachte. Während die sogenannte ¿Low Fantasy¿ fantastische Elemente in die uns bekannte, realistische Welt integriert, schafft die ¿High Fantasy¿ völlig neue Welten, die unabhängig von der unseren bestehen. Auffällig ist, dass Werke der ¿High Fantasy¿, obwohl sie eben neue Welten schaffen, oft signifikante Einflüsse aus unterschiedlichen Kulturen und Mythologien beziehen, sodass die in ihnen portraitierten Welten wesentliche Charakterzüge bestehender Vorstellungen in abgewandelter oder gar unveränderter Form übernehmen. Selbst die tolkiensche Mittelerde (orig. Middle-earth), welche außergewöhnlich umfangreich und komplex ausgearbeitet worden ist, ist keinesfalls frei von derartigen Einflüssen. Tatsächlich ließ sich Tolkien sogar von einer Vielzahl unterschiedlicher Quellen aus verschiedenen Kulturkreisen bei der Erschaffung seiner fantastischen Welt inspirieren. Besonders präsent ist in seinem Werk unter anderem der Stoff der altnordischen Eddas, welche, obgleich in christlicher Zeit entstanden, neben der Mythologie auch einige Heldenlieder des vorchristlichen Skandinaviens wiedergeben. Im Folgenden soll daher erarbeitet werden, inwieweit J. R. R. Tolkien mit den Eddas in Berührung kam und welchen Einfluss sie auf seine Middle-earth ausübten. Dabei soll nicht nur Bezug genommen werden auf die eigentlichen Eddas, nämlich den Codex Regius (¿Lieder-Eddä) und die Snorra-Edda (¿Prosa-Eddä), sondern auch auf die sogenannte v¿lsunga saga, von welcher angenommen wird, dass sie verloren gegangene Teile des Codex Regius, die als ¿Lieder der Lücke¿ bezeichnet werden, enthält. Die v¿lsunga saga kann somit als sinnvolle Ergänzung zu den eigentlichen Eddas betrachtet werden und wird daher in dieser Arbeit gleichwertig zum Stoff der beiden Eddas behandelt.