Über den englischen Geheimdienst unter Elizabeth I und die Frage nach einer Beteiligung Christopher Marlowes

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprache: Deutsch, Abstract: Glaubt man den Zeitgenossen Marlowes, so war er zumindest kein langweiliger Zeitgenosse: er fälschte Münzen, hatte gern und häufig Streit, wurde des Atheismus und der Homosexualität beschuldigt und starb schließlich so, wie er gelebt hatte: ungewöhnlich. Doch sobald man genaueres über sein Leben wissen will, scheint nichts mehr sicher zu sein: die Verfasser der Quellen scheinen nicht objektiv berichtet zu haben, manches ist vage formuliert. Das zentrale Problem mit der Person Christopher Marlowe ist, dass sich sämtliche Literatur nur auf eine Handvoll Quellen stützen kann, die direkt die Person Marlowe zum Gegenstand haben. Am wertvollsten sind dabei der Coroner's Report, der den Tathergang von Marlowes Tod zum Gegenstand hat, der Brief des Privy Councils an die Universitätsleitung von Cambridge sowie der Brief des Gouverneurs von Flushing. Vor allem die letzten beiden sind in Hinblick auf eine Agententätigkeit Marlowes von Interesse; doch auch sie bieten letztlich keine klaren Antworten. Jede Vermutung über Marlowes Leben, selbst wenn der Indizienbeweis noch so penibel geführt wird, kann nur Vermutung bleiben. So verwundert es nicht, dass in der Forschung dieselben Quellen höchst unterschiedlich interpretiert werden. Um die Frage zu untersuchen, ob bzw. in welcher Funktion Christopher Marlowe für den Geheimdienst tätig war, möchte ich zuerst auf den gesellschaftlichen und religionspolitischen Hintergrund des Elisabethanischen Zeitalters eingehen- was war das für eine Zeit, und was konnte einen intelligenten Studenten dazu bewegen, mit dem Secret Service zusammenzuarbeiten? Vorwiegend bestand das Netzwerk von Sir Francis Walsingham aus harmlosen Informanten, die für Geld Briefe unterschlugen oder Leute belauschten - meist keine hauptberuflichen Agenten, sondern Menschen, die kein Problem damit hatten, für entsprechende Bezahlung andere ans Messer zu liefern.