Wilhelm Schmidt: Bochumer Pfarrer in dramatischer Zeit

Es gibt nur wenige historisch-kritische Biographien über Gemeindepfarrer. Die Zahl der Arbeiten über Bischöfe, Präsides, Theologieprofessoren, über Synoden und über evangelische Verbände ist demgegenüber beachtlich. Auch über Bochumer Pfarrer aus der Zeit des Kaiserreiches, der Weimarer Repub­lik, des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit existieren bislang nur die über Hans Ehrenberg und Walter Engelbert. Es gäbe aber noch viele Pfarrer in Bochum, die es verdient hätten, mit ihren Lebensläufen in dramatischer Zeit dargestellt zu werden. Hier wird nun der Versuch gemacht, den Werdegang des Hilfspredigers und Pfarrers des Melanchthonbezirks der Gemeinde Wiemelhausen Wilhelm Schmidt aufzuzeichnen. Die ersten Kapitel geben Einblicke in seine Jugend- und Studentenzeit wie in seine Vikarszeit bis 1938. In diesem Jahr kommt Schmidt in die Gemeinde Wiemelhausen, die durch den Gemeindekirchenkampf zwischen den beiden Lagern der Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche gekennzeichnet ist. Seine Zeit als Frontsoldat und als Kriegsgefangener nimmt einen breiten Raum ein. In der Nachkriegszeit ist er in seinem Gemeindebezirk bis 1950 der einzige Pfarrer, der einen Neuaufbau der zerrissenen Gemeinde versucht. Unsere Untersuchung geht zeitlich bis zu seinem Weggang aus Bochum nach Paderborn 1955.

Günter Brakelmann wurde am 3. September 1931 in Bochum geboren. Er studierte evangelische Theologie, Sozial- und Ge­schichtswissenschaften an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Westfälischen Wil­helms-Universität in Münster. Nach seiner Promotion 1959 wurde Brakelmann zu­nächst Berufsschul- und Studentenpfarrer in Siegen. Von 1962 bis 1968 war er Dozent an der Evan­ge­lischen Sozialakademie in Friedewald. 1967 wurde er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Christliche Ge­sellschaftslehre der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, bevor er 1970 zum Direktor der Evangelischen Akademie Berlin berufen wur­de. 1972 nahm er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftsleh­re an der Ruhr-Universität Bochum an, auf dem er bis zu seiner Emeritierung 1996 blieb. Von 1980 bis 1996 war er Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts (SWI) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), das bis 2004 in Bochum angesiedelt war. Brakelmann, der in verschiedenen Gremien der westfälischen Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der SPD, der er seit 1957 an­gehört, tätig war, war Mitglied verschiedener Gremien des Westdeutschen Rund­funks und des Programmbeirats für das Erste Deutsche Fernsehen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen seit seiner Emeritierung in der Ge­schich­­te des Antisemitismus und der Geschichte des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. 2000 wurde Günter Brakelmann mit dem Hans-Ehrenberg-Preis der Hans Ehrenberg Gesellschaft und des Evangelischen Kirchenkreises Bochum ausgezeichnet.

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