Müll als Motiv in zeitgenössischen literarischen Texten indigener Autor*innen Nordamerikas

Masterarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,0, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit begibt sich auf die Suche nach Müll in literarischen Texten zeitgenössischer indigener Autor*innen Nordamerikas, um auf diese Weise hinter stereotypische Vorstellungen und festgefahrene Meinungen in Bezug auf Abfall, Natur und die indigene Bevölkerung Nordamerikas zu blicken. Es wird sowohl der Müll, der als Gegenstand eine Rolle in einem Text spielt, als auch die Verwendungen von Müll als Metapher in den Blick genommen. Es wird untersucht, wie sowohl Dinge als auch Lebewesen aus bestimmten Blickwinkeln als Müll betrachtet oder mit ihm auf eine Stufe gestellt werden und wie ihnen gleichzeitig aus anderer Perspektive ein neuer Wert zugeschrieben wird. Dabei werden die Ansätze des Postkolonialen Ecocriticism sowie der Discard Studies verfolgt. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen Leslie Marmon Silkos "Ceremony", Thomas Kings "Truth & Bright Water", Louise Erdrichs "The Antelope Wife" und Gerald Vizenors "Dead Voices" sowie dessen Kurzgeschichte "Landfill Meditation". Fast ebenso problematisch wie die Bezeichnung indigener Literaturen und Autor*innen als postkolonial ist ihre Einordnung in die Kategorie Native American bzw. First Nation Literatur. Während Choctaw-Cherokee Autor und Wissenschaftler Louis Owens davon ausgeht, dass es eine Native American Literatur gebe, die sich unter anderem durch die zu einem hohen Grad übereinstimmende Weltsicht, die sich in den Romanen indigener Autor*innen zeige, auszeichne, sind andere indigene Schriftsteller*innen mit einer solchen Kategorisierung ihrer Werke unzufrieden. Leslie Marmon Silko erklärte beispielsweise im Jahr 1998 in einem Interview, es sei an der Zeit, solche Bezeichnungen abzuschaffen. Zum einen kritisiert sie die dadurch erfolgende Abgrenzung von der Literatur euroamerikanischer Autor*innen, zum anderen seien Vielfalt und Unterschiede zwischen den einzelnen indigenen Schriftsteller*innen so groß, dass es kontrovers sei, sie zu einer Gruppe zusammenzufassen. Um diese Diversität der indigenen Kulturen und der von ihnen hervorgebrachten Arten von Literatur zu unterstreichen, nutzen einige Wissenschaftler*innen wie Suzanne Evertsen Lundquist und Jace Weaver die Pluralform ¿Native American Literatures¿. Entsprechend wird in dieser Arbeit die Bezeichnung ¿indigene Literaturen¿ verwendet.