Überwältigtwerden als Performance. Performance als Restitutionsversuch

Was geschieht, wenn der Patient im Analytiker den Eindruck erweckt, daß er vom Patienten annihiliert wird? Tendenziell neigen Analytiker in diesen Fällen dazu, grobe Konstruktionen wie Destruktivität, Psychose oder Todestrieb als Erklärungsmodelle zu verwenden. Es wird angenommen, daß diese Konstruktionen letztlich die klinische Wirklichkeit nicht abbilden, sondern ihr ausweichen. Neuere Untersuchungen verweisen auf vielversprechende Differenzierungen, z.B. psychotische Mechanismen, die bisher undiskutiert auf Freuds Idee vom »Einriss in der Beziehung des Ichs zur Außenwelt« beruhen und die restitutive Funktion eines Symptoms oder die Störung bzw. Zerstörung einer Beziehung ? als vorläufig unverstandene Therapiebehinderung ? hervorheben anstatt ihre ausschließliche zerstörerische Bedeutung tabuisierend zu betonen. Der Begriff der ›Performance‹ versucht, einen solchen differenzierenden Vorgang an die Stelle grober Modelle zu setzen, und wird in Abgrenzung zu verwandten und bereits bekannten Begriffen wie Agieren, Enactment, Rollenübernahme usw. vorläufig definiert und erklärt. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie die Wahrnehmung ungedachter Gewißheit in der Performance als entwerfende und organisierende Aktivität oder als Zerstörung der Beziehung um der Entstehung willen erkannt werden kann. An einem ausführlichen klinischen Beispiel wird belegt und evident gemacht, daß an dieser Stelle viele Behandlungen scheitern können und wie das Verstehen von Performance-Prozessen die Chance zur Transformation therapiebehindernder Prozesse eröffnet.

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